Am Freitag war ich zu einer Inhouse – Fortbildung in Luxemburg. Das Thema war: “Kinder brauchen Grenzen – Individualität im sicheren Rahmen”.
Kinder brauchen Grenzen! Da stimmen viele zu! Doch was genau bedeutet das?
Für mich ist klar, es gibt kein vorgefertigtes Raster, das man auf eine Situation in einer Institution oder Familie übertragen kann, um zu wissen, wo und wie genau eine Grenze zu ziehen ist.
Es sind unsere eigenen Grenzen, die die Kinder brauchen. Sie brauchen Erwachsene als Vorbild, sie brauchen Sicherheit und einen Rahmen, der sie die Welt entdecken lässt. Und wie genau diese Grenzziehung aussieht, ist so unterschiedlich wie wir Menschen auch. Manches Kind braucht ein Stopp beim Fernsehkonsum, ein Anderes isst grenzenlos Süßigkeiten und braucht dort Unterstützung, jedes Kind braucht ein Stopp, wenn es dabei ist auf die Straße zu rennen und vermutlich fallen dir noch Beispiele ein, wenn du an die Kinder in deiner Umgebung denkst.
Und dann gibt es unsere persönlichen Grenzen. Ich sage zum Beispiel “STOPP”, wenn die Kinder mit den Buntstiften auf die Möbel malen wollen. Wenn es möglich ist, suchen wir einen riesengroßen Karten, der bunt gestaltet werden kann – so sind alle gesehen und zufrieden.
Wo genau ist deine Grenze?
Das darfst du dich immer wieder fragen. Als Mama, als Papa, als ErzieherIn, als NahbarIn. Das ist es, was Kinder brauchen. Authentische Erwachsene, die respektieren, die im Kontakt bleiben und auf natürliche Art Grenzen setzen.
In meinen Fortbildungen erinnere ich gerne daran, wie oft wir Erwachsene unsere Grenzen testen oder auch übergehen:
- wir fahren meist etwas schneller, als es die StVo vorgibt
- wir kommen einen Moment zu spät nach der Pause der Fortbildung
- wir essen etwas mehr als nötig
- wir arbeiten länger und riskieren damit unsere Freizeit
- wir sind müde aber bleiben dennoch etwas länger wach
Wenn wir verstehen, dass dieses “Austesten” ein ganz menschliches Verhalten ist, dann können wir es den Kindern zugestehen und entspannter damit umgehen. Die Kinder testen nämlich nicht, um uns zu ärgern, sondern um sich selbst zu erleben. Nur dort, wo ich meinen Komfortbereich verlasse ist Entwicklung möglich. Natürlich ist es dann manchmal nicht so leicht, weil nicht alles nach Plan funktioniert – aber genau das ist Leben! Das ist es, was wir und die Kinder brauchen. Und wenn wir das wirklich verstanden haben, dann wird es wieder leicht, denn dann ist es natürlich, ein Kind in seiner Individualität zu sehen und in Verbindung zu bleiben.
“Nur wer Grenzen überschreitet wird Neues entdecken und damit sich selbst begegnen”