Auszug aus dem Buch “Der Wunschfänger-Engel” von Bärbel Mohr und Dieter M. Hörner
(mit freundlicher Genehmigung des Hans-Nietsch-Verlages)
Karla befindet sich auf einer kleinen Reise mit ihren Engeln Charly und Egon im Himmel, um zu verstehen, weshalb wir Menschen mit Problemen zu tun haben.
“Genau!” Charly war ganz offensichtlich stolz auf Karla. Sie war ein Kind, das noch viel natürliche Weisheit besaß. “Dann sieh doch mal die ,Monster’, wie du sie nennst, mit dem Herzen an. Was spürst du?” “Dass sie mir helfen wollen?” Karla schaute zweifelnd. Obwohl ihr beim zweiten Blick auf die Monster im Whirlpool auch auffiel, dass sie alle sehr freundliche Augen und für Monster erstaunlich friedfertige Gesichter hatten.
Die Monster stehen für Probleme, Hindernisse, Sorgen und Zweifel, und sie bringen diese in unser Leben. Wir hier im Himmel betrachten solche Schwierigkeiten einfach als Entwicklungshelfer. Sie sind unsere Freunde, weil sie uns helfen unsere Energiepunkte zu erhöhen”, erklärte Charly, während Egon sich ein Team aus Monstern zusammensuchte, das dem kleinen Fabian helfen sollte, mehr Energiepunkte zu bekommen. Karla schaute nun wirklich sehr ratlos. “Ich wünschte, ich könnte das verstehen”, sagte sie inbrünstig. Und weil sie ja schon im Himmel war, wurde ihr Wunsch in derselben Sekunde erfüllt…
Karla entdeckte, kaum dass sie den Wunsch ausgesprochen hatte, vor sich eine Raupe, die an einer Wolke hochkroch. Vor ihren Augen verpuppte sich die Raupe in Blitzgeschwindigkeit. Es ging viel schneller, als das Ganze auf der Erde dauern würde. Die Puppe brauchte auch nur wenige Sekunden, um zur Reife zu gelangen, und Karla konnte bereits ein kleines Loch am oberen Ende entdecken.
Nun zwängte sich der frisch entstandene Schmetterling mit höchster Anstrengung durch dieses Loch. Auf einmal ging alles gar nicht mehr so schnell. Die Raupe, die nun ein Schmetterling war, strampelte sich wirklich fürchterlich ab und kam doch nur ganz langsam vorwärts. Karla wollte ihm gerne helfen und rief: “Warte, lieber Schmetterling. Ich finde eine Schere, dann schneide ich diese blöde Puppe einfach auf für dich und du kannst schnell hinaus.” Der Schmetterling, von dem immerhin schon der ganze Kopf hinausschaute, drehte sich zu Karla um und zwinkerte ihr fröhlich zu. “Tu das bitte nicht, liebe Karla. Ich sammle nämlich gerade Energiepunkte. Und wenn du mir die Puppe aufschneidest, muss ich sterben.”
Karla riss die Augen weit auf. Nicht, weil der Schmetterling sprechen konnte, für was war sie schließlich im Himmel. Aber warum er sterben sollte, wenn sie ihm half, das verstand sie gar nicht. “Weißt du’, fuhr der Schmetterling fort, “dieses Problem des Herauszwängens hilft mir zum einen, Energie und neue Muskeln aufzubauen, damit ich nachher auch wirklich fliegen kann. Und außerdem streife ich alle Flüssigkeit ab, während ich mich hier durchkämpfe. Wenn du die Puppe aufschneidest, dann sind meine Flügel verklebt und meine Muskeln zu schwach und ich muss sterben. Nur mit den Energiepunkten einer Raupe kann man nämlich nicht fliegen!”
“Ohhh”, Karla war sehr erschrocken bei dieser Vorstellung. Sie sah vom verpuppten Schmetterling hoch und fand Charly und Egon einträchtig grinsend vor sich stehen. “Jetzt hast du es verstanden, oder?”, wollte Egon eifrig wissen. “Was?” Karla stand noch immer ein bisschen auf der Leitung. Egon hüpfte ungeduldig von einem Bein aufs andere. “Na, wozu die Probleme das sind!”
Langsam dämmerte es Karla. Doch Charly half ihr noch ein bisschen auf die Sprünge: “Die Probleme sind dafür da, dass die Menschen, mit dem bestellten Glück weise umgehen lernen. Denn das Glück kommt nicht bloß angeflogen, sondern man muss es sich auch erhalten können. Ob es dann um gute Freunde, Familie, Gesundheit, gute Noten, Geld oder was auch immer geht, ist egal. Man muss sich um alle Lieferungen selbst kümmern, wenn man sie erhalten hat, sonst verliert man sie ganz schnell wieder. Eigentlich kann man es schon am Wort Problem erkennen, dass ein Problem ein guter Freund ist”, fügte Charly noch an. “Weil nämlich ,pro’ ,für’ heißt. Wenn es gegen dich wäre, hieße es Contra-blem.”
So hatte Karla das bisher noch nie gesehen. Aber die neue Sichtweise gefiel ihr. In Zukunft sollte sie Probleme und enge Schlupflöcher auch zum Energiesammeln nutzen wie die Raupe, die nachher fliegen konnte.